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Homestorys - Folge 03

Von Tim Burchardt

Damit mal eines klar ist: Verhungern muss hier niemand! Schon gar nicht, wenn er mit Phillip Messing befreundet ist oder zumindest zur großen Indians-Familie gehört. Denn für „Messi“ sind die Indianer gewissermaßen der Familienersatz, weil die richtige Family in Kaufbeuren wohnt und deshalb nicht immer greifbar ist. Und die will selbstverständlich auch gut bekocht werden.

Phillip: Ich koche sehr gerne und lade die Jungs auch immer mal wieder ein. Mittlerweile dürfen sie sich was aussuchen. Luca und Klara haben sich neulich meine Allgäuer Kässpatzen gewünscht. Das Kochen ist zum Hobby geworden. Besonders gern mag ich die Kässpatzen mit Zwiebelrostbraten, also Rinderfilet mit Röstzwiebeln oben drauf. Aber auch die italienische und asiatische Küche hat es mir angetan. Diesen Sommer habe ich in München einen Sushi-Kochkurs gemacht.

Indians: Was hält die „Messi“-Küche noch bereit?

Phillip (überlegt): Momentan versuche mich als Pizzabäcker. Ich habe einen Pizzastein für meinen Grill und bin gerade am Verfeinern des Teigs.

Indians: Stehen dann auf der Speisekarte auch eine Vorspeise und ein Dessert?

Phillip: Das bringen die Jungs dann teilweise mit. Für den Kaiserschmarrn oder Tiramisu ist zum Beispiel David Miserotti zuständig.

Immer dabei ist sein „Best Friend“, Jonas Wolter, den Phillip gefühlt schon ewig kennt.

Phillip: Wir kennen uns schon seit klein auf und haben die ganzen Nachwuchsmannschaften durchlaufen. Das macht deshalb viel Spaß mit ihm hier wieder zusammenzuspielen. Ich habe ihn auch gleich in der Kabine neben mich gesetzt.

Dabei sind Freundschaften im Profisport eher selten. Zu groß ist die Konkurrenz, zu häufig die Vereinswechsel.

Phillip:  Mit Sofiene (Bräuner) war ich in der letzten Saison richtig dicke und wir hatten eine intensive Zeit. Es ist schwer den Kontakt aufrechtzuerhalten, wenn man sich dann von heute auf morgen nicht mehr sieht. Vielleicht meldet er sich ja wenn er das liest (lacht). Es gibt nur wenige, mit denen man dann den Kontakt hält und auch dieser ist dann nicht täglich. Einer davon ist Max Hadraschek (spielt aktuell in Ravensburg), auf dessen Hochzeit ich im Sommer eingeladen bin. Wir haben zusammen in Kaufbeuren im Nachwuchs gespielt und sind dann zusammen als junge Spieler an die DEL2 herangeführt worden. Damals haben wir an den Wochenenden zusätzlich zu den Spielen am Freitag und Sonntag, Samstag noch für die DNL-Mannschaft gespielt. Im Anschluss sind wir zusammen nach Sonthofen gewechselt, um weitere Spielpraxis zu sammeln. Wenn ich so darüber nachdenke, haben wir viel Zeit im Stadion und im Bus verbracht.

Freunde und die Familie sind für Messing wichtige Eckpfeiler im Leben. Zum Glück ist der 29-Jährige 2022 am Pferdeturm in Hannover gelandet. Denn die Indians sind für ihn …

Phillip: … wie eine Familie! Ich bin jeden Tag von großartigen Menschen umgeben. Es gibt niemanden in der Kabine, mit dem ich nicht klarkomme. Nicht nur die Mannschaft, auch die Leute die neben der Eisfläche für den Verein arbeiten. Es gibt immer was zum Quatschen. Das ist für mich einfach schön.

Indians: Dann ist die Sommerzeit ohne diese „Familie“ eher doof, oder?

Phillip: Ich war den letzten Sommer schon komplett hier. Ich mag die Stadt sehr und bin hier mittlerweile zuhause. Viele Jungs wie Jonas zum Beispiel bleiben im Sommer auch hier. Der Kern der Mannschaft ist hier, sodass man nie einsam ist. Ich kann mir nach meiner Karriere sogar vorstellen, in Hannover zu bleiben.

Und trotzdem vermisst „Messi“ doch etwas aus der bayerischen Heimat. Zumindest kulinarisch.

Phillip: Der Leberkäs, die Weißwürste und eine richtige Breze.

Indians: Gutes Essen ist also fürs Wohlbefinden wichtig. Und was ist fürs Eishockey wichtig?

Phillip: Ich würde sagen: Disziplin und mentale Stärke. Dass man immer an sich glaubt, an sich arbeitet, um sich durchzusetzen. Ich finde, dass das Mentaltraining im deutschen Eishockey noch kein großes Thema ist. Aber ich habe schon mit Mentaltrainern gearbeitet, die mir was mit auf meinen Weg gegeben haben. Wenn es zum Beispiel manchmal im Spiel nicht läuft, probiert man immer mehr, anstatt erstmal die Kleinigkeiten richtig zu machen, um das Selbstvertrauen wieder zu bekommen. Man will es erzwingen und dann kommt man in eine Abwärtsspirale und die Aktionen werden immer schlechter.

Indians: Was hilft in solchen Situationen?

Phillip: Ich drücke dann innerlich auf den Reset-Knopf und versuche die Kleinigkeiten richtig zu machen, um so wieder ins Spiel reinzukommen. Ein einfacher Pass oder ein gewonnener Zweikampf reichen da meistens schon aus.

Indians: Und wenn das Spiel dann vorbei ist…

Phillip: … ist`s schwer runterzukommen. Meistens schaue ich noch was auf Netflix. Oder gehe viel spazieren, fahre Fahrrad. Ich will mir demnächst ein Gravelbike kaufen, um schneller unterwegs zu sein. Und auf der Liste steht auch noch eine Alpenüberquerung mit meinen Kumpels auf dem Rad, was aber schwierig ist. (lacht) Denn die haben alle Vollzeitjobs.

Indians: Bist du jemand, der die Welt sehen will?

Phillip: Ja definitiv! Ich reise viel. Im Sommer ist eine Van-Tour nach Kanada in die Rocky Mountains geplant. Vielleicht mit einem Abstecher nach Vancouver Island. In Europa bin ich schon gut herumgekommen. Südamerika oder Australien würde mich noch reizen. Nach meiner aktiven Zeit möchte ich nach Nord-Amerika, um mir vor Ort mal ein paar Spiele live anzuschauen. Aktuell verfolge ich die NHL während unseres Spieles „Fantasy“.

Indians: „Fantasy“…?

Phillip: Wir sind zwölf Jungs, die ihre Teams online haben, Spieler draften. Das läuft so ähnlich wie beim Spiel „Fußball-Manager“. Wir haben da eine eigene Liga. Man stellt sich die Mannschaft zusammen und los geht’s. Da verfolge ich mein Team „ERC Sonthofen“ dann auch in der realen NHL. Der Name resultiert aus der vergangenen Saison. Letztes Jahr habe ich zum ersten Mal an dem Spiel teilgenommen und mir mein Team mit Jayden Schubert geteilt. Da wir beide Vergangenheiten in dem Team hatten, haben wir uns dazu entschieden es so zu benennen. Und um ehrlich zu sein wusste ich nicht wie man den Namen ändert.

Indians: Wer liegt aktuell vorn?

Phillip: Ich war die ganze Saison vorne, habe innerlich schon den Gewinn verplant, doch dann kam Igor und gewinnt seitdem einfach jede Woche und jetzt bin ich stinksauer (lacht). Eines meiner Ziele ist es jetzt, Igor noch zu überholen. Die „Fantasy-Saison“ geht so lange wie wir auch spielen.

Indians: Und wie lange geht’s für die Indians in dieser Saison?

Phillip: Platz vier ist das kurzfristige Ziel. Und dann soweit wie möglich in den Play-Offs zu kommen. Die Fans würden sicherlich gern mal wieder ein Halbfinale erleben. Und sie hätten es auch verdient. Als ich damals mit Deggendorf das erste Mal hier war, habe ich mich in den Pferdeturm verliebt. Ich genieße es, vor den Fans zu spielen. Das ist einmalig in der dritten Liga.

Indians: Werfen wir mal den Blick ganz weit in die Zukunft. Wo siehst du dich heute in zehn Jahren?

Phillip (lacht): Mit oder ohne Lottogewinn?

Indians: Mit! Sagen wir siebenstellig.

Phillip: Dann irgendwo in Bayern in den Bergen. An einem See mit einer eigenen Hütte. Im Allgäu. Irgendwo in der Obersdorfer Ecke, da ist`s schon cool.

Indians: Und ohne Lottogewinn?

Phillip: Dann könnte ich mir vorstellen, in Hannover zu bleiben und vielleicht als Immobilienmakler zu arbeiten. Das finde ich spannend. Ich habe in der Kaufbeurer Zeit eine kaufmännische Ausbildung gemacht, darauf kann man aufbauen.

 

 

Homestorys - Folge 03
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